Marten und Stine Krause vor dem Stadtarchiv© Marten BraseMein Name ist Marten Brase und ich bin Auszubildender im Stadtarchiv. In diesem Text möchte ich über mein fünfwöchiges Praktikum in unserer französischen Partnerstadt Angoulême berichten.
An einem normalen Tag im Büro kam meine Ausbilderin auf mich zu und fragte mich, ob ich daran interessiert wäre, ein Praktikum im Archiv unserer Partnerstadt Angoulême in Frankreich zu absolvieren. Falls ich interessiert wäre, sollte ich mich mal mit Herrn Rösner (Repräsentation und Internationale Beziehungen) und Herrn Kliemann (Personal - Ausbildung) in Verbindung setzen. Von den beiden erfuhr ich, dass die Stadt Hildesheim noch Erasmus Fördermittel zur Verfügung hat und diese gerne für einen Austausch von Auszubildenden im Rahmen der Städtepartnerschaft verwenden würde.
Herr Rösner hatte bei einem anderen Austausch bereits Kontakte in das Stadtarchiv von Angoulême geknüpft, also bot sich die französische Partnerstadt als hervorragendes Ziel an. Innerhalb der nächsten Wochen wurde die Idee und die Machbarkeit mit dem dortigen Archiv und dem Städtepartnerschaftskomitee besprochen. Bei einem Zoomgespräch mit dem Stadtarchiv Angoulême konnten sich alle beteiligten schon einmal kennen lernen und es wurde abschließend festgelegt, dass der ganze Austausch fünf Wochen dauern sollte und mein anderer Ausbilder Herr Geier mich die erste Woche begleiten sollte. Wohnen würde ich bei fünf unterschiedlichen Gastfamilien. Für Herrn Geier sollte ein Airbnb gefunden werden.
Einige Wochen später ging es dann schon los. Ich verabschiedete mich von meinen Eltern und fuhr mit dem Zug nach Hannover, wo Herr Geier und ich uns trafen. Von Hannover führte uns die stressige Reise über Mannheim und Paris, bis wir endlich gegen Abend in Angoulême ankamen. Dort wurden wir von drei Damen des Partnerschaftskomitees sehr herzlich empfangen. Hier trennten sich dann erstmal unsere Wege, denn Herr Geier wurde von zwei der Damen zum Essen eingeladen und ich fuhr mit der dritten Dame zu ihr nach Hause, da sie gleichzeitig auch zu der ersten Gastfamilie gehörte. Bei ihr angekommen, wurde ich freundlich empfangen und ein Abendessen stand direkt bereit.
Am nächsten Morgen trafen wir uns um 9 Uhr am Stadtarchiv, wo wir von den neuen Kollegen in Empfang genommen wurden. Zum Glück gibt es dort die Mitarbeiterin Stine Krause, die als gebürtige Deutsche deutsch spricht und in beide Richtungen übersetzen konnte. Frau Krause sollte mich für die nächsten fünf Wochen betreuen. Die erste Woche war geprägt von vielen Führungen und Besichtigungen. Wir bekamen natürlich eine kleine Führung durch das Stadtarchiv und am Nachmittag gab es noch eine Führung durch die Stadt. In den nächsten Tagen folgten noch Führungen durch ein Kirchenarchiv und das „Kreisarchiv“. Das Highlight der ersten Woche war eine Führung durch das Archiv der Firma Martell, welche Cognac produziert. Das Archiv dort hat einen extra Raum, indem ein Exemplar von jeder jemals produzierten Flasche Cognac verwahrt wird.
Es war sehr interessant, die ganzen Archive zu besichtigen und zu sehen, welche Dinge sich von dem Stadtarchiv Hildesheim unterscheiden oder aber auch gleich sind.
Am Freitag der ersten Woche verließ mich Herr Geier auch schon und fuhr zurück Richtung Heimat. Am Samstag lud mich meine Gastfamilie zum Essen ein und am Sonntag unternahmen wir eine kleine Kanutour auf der Charente.
Archivarbeit in Angoulême© Marten Brase
Nach dieser aufregenden ersten Woche normalisierte sich der Alltag in der nächsten Woche allmählich und ich bekam im Archiv Aufgaben zugewiesen, die ich auch allein bearbeiten konnte. Diese Aufgaben waren den Aufgaben, die ich sonst in Hildesheim bearbeite, sehr ähnlich. Am Wochenende der zweiten Woche besuchte ich mit der Gastfamilie für diese Woche die Stadt Bordeaux. In Bordeaux besichtigten wir das Weinmuseum und das Museum von Aquitanien. Die Stadt an sich ist sehr schön und definitiv nochmal einen Urlaub wert.
Über die Wochen drei und vier gibt es nicht viel Neues zu berichten, da ich das meiste schon gesehen hatte und mich jetzt in den Alltag eingefunden hatte. Ich besuchte noch zweimal die Englischklassen am Berufsgymnasium Jean Rostand, in dem zwei Gastmütter als Lehrerinnen arbeiteten. Sie hatten mich gefragt, ob ich Lust hätte, ihren Klassen ein bisschen zu erzählen, warum ich hier bin und was ich hier mache. Damit wollten sie den Schülern zeigen, warum es wichtig ist, Englisch zu lernen.
Zu Besuch im Lycée Jean Rostand© Marten Brase
Über die fünfte Woche gibt es dann wieder etwas mehr zu berichten, denn wir besichtigten abschließend nochmal das „Espace mémoriel de la Résistance et de la Déportation“, also ein Museum, indem es um den Zweiten Weltkrieg, die Résistance und die Deportation geht. Es war sehr interessant, aber gleichzeitig auch sehr erschreckend. Am Dienstag gab es im Vereinsgebäude des Städtepartnerschaftskomitees noch ein Abschlusstreffen mit einigen Kollegen und allen Gastfamilien, welche mich die letzten Wochen bei sich aufgenommen hatten. Es war sehr schön, diese alle wieder zu sehen und es wurde beschlossen, dass wir in Kontakt bleiben und uns irgendwann nochmal in Hildesheim oder Angoulême besuchen wollen.
An meinem letzten Arbeitstag gab uns der Archivdirektor noch eine Führung durch das Museum der „Société Archéologique et Historique de la Charente“. Die Société Archéologique ist in etwa vergleichbar mit dem Hildesheimer Heimat- und Geschichtsverein. Nach der Führung gab es noch ein gemeinsames Mittagessen mit allen Kollegen, bei dem noch einige Geschenke ausgetauscht wurden. Die Kollegen bekamen einige Souvenirs, die ich vorher in der Touristinfo in Hildesheim gekauft hatte und mir schenkten sie zur Erinnerung einige Comics aus Angoulême.
Am Morgen des Abreisetages brachte mich die fünfte Gastfamilie dann noch zum Bahnhof, wo ich mich schweren Herzens von ihnen und der Stadt verabschieden musste. Ich freute mich zwar wieder auf zuhause und meine Familie und Freunde dort. Aber ich hatte in meiner Zeit in Angoulême viele tolle und nette Menschen kennen gelernt, so dass mir der Abschied doch ein bisschen schwer fiel. Nach 12 Stunden Bahnfahrt und einer Stunde Verspätung durch die Deutsche Bahn, kam ich endlich in Hannover an, wo ich freudig von meinen Eltern empfangen wurde. Ich war nun wieder zuhause.
Logo Erasmus (Förderer)© NA BIBB