Sachverhalt:

Sportflächenentwicklung Tennis

In Hildesheim gibt es 12 Vereine, davon wenige eigenständige Tennisvereine und überwiegend Sparten, die zu Vereinen mit einer höheren Angebotsvielfalt gehören. Der HTC Rot-Weiß ist - bezogen auf alle - der drittgrößte Verein.

Die Mitgliederzahl der Vereine ist seit dem Tennisboom der 80er Jahre kontinuierlich zurück gegangen und hat sich seither von 2.856 auf 1.537 nahezu halbiert. Entgegen diesem Trend hat sich die Mitgliederzahl des HTC Rot-Weiß als einziger Verein/einziger Sparte in Hildesheim seit 2010 wieder erhöht. (Die statistischen Daten sind der Anlage 1 zu entnehmen, die Angaben stammen vom Kreissportbund).

Die Statistik zeigt auch, wie sich anhand des allgemeinen Richtwertes für die Versorgung mit (Außen-)Tennisplätzen von 50 Mitgliedern je Platz, die Zahlen in Hildesheim entwickelt haben. Waren 1996 mit durchschnittlich 42 Vereinsmitgliedern je Platz die Tennisanlagen noch gut ausgelastet, liegt dieser Wert heute bei 23 Mitgliedern je Platz. Auf Hildesheim bezogen wäre damit rein quantitativ ein Versorgungsgrad von mehr als 200 % festzustellen.

Weiterhin ist der Übersicht zu entnehmen, dass alle Vereine, die zusätzlich zu den Außentennisanlagen auch über Hallenplätze verfügen, eine überdurchschnittliche Mitgliederzahl aufweisen, was sich aus der Ganzjahresnutzung erklärt. Da die Hallenplätze in der Regel auch in den Sommermonaten zur Verfügung stehen, ist der Versorgungsgrad in dieser Zeit besser als die Tabellenwerte darstellen.

In Hildesheim gibt es derzeit 10 Hallentennisplätze in Vereinsanlagen. Im privaten Bereich der gewerblichen Anbieter wurden in den vergangenen Jahren mehrere Tennishallen (Fit Inn, Sportwelt etc.) aufgrund zurückgehender Nachfrage geschlossen.

Der Verein HTC Rot-Weiß verfügt über 8 Außen- und 2 Hallenplätze, bei einer Mitgliederzahl von derzeit 295. Dies bedeutet eine Auslastung von ca. 37 Personen / Außenplatz. Rechnet man die Hallenplätze hinzu, ergibt sich ein Wert von 30 Personen / Platz.

Dem Verein gehören derzeit ca. 90 Jugendliche an. Er kooperiert wechselnd mit verschiedenen Hildesheimer Schulen, derzeit mit dem Gymnasium Josephinum. Die Anlage wird in den Vormittagsstunden auch von der Universität Hildesheim genutzt.

Der MTV von 1848, für die im Zuge der Sportflächenentwicklung ebenfalls eine Verlagerung auf den neuen Standort im Wasserkamp untersucht wurde, hat in der Tennisabteilung derzeit 74 Mitglieder (1996: 357 Mitglieder) und verfügt über 8 Tennisplätze. Dies führt zu einem statistischen Auslastungswert von 9 Mitglieder / Platz.

Mithin würden bei einer Verlagerung beider Vereine in den Wasserkamp auf eine neue Anlage mit 8 Außenplätzen ein rechnerischer Auslastungswert von 46 Vereinsmitgliedern / Platz erreicht, was eine adäquate Auslastung bedeutet. Rechnet man in einer neuen Vereinsanlage noch zwei Hallenspielfelder hinzu, ergäbe sich ein komfortabler Wert von 39 Personen / Platz.

In der Konsequenz könnten - den Konsolidierungszielen der Sportflächenentwicklung folgend - 8 Außentennisplätze langfristig eingespart werden.

Integriertes Stadtentwicklungskonzept Hildesheim 2020 (ISEK)

Im Zuge der Erarbeitung des ISEK wurden 2006/2007 umfangreiche Analysen zur Sportflächenversorgung durchgeführt.

U.a. wurde für den Bereich Galgenberg bereits im ISEK festgelegt, dass der Bereich des Standortes HTC Rot-Weiß für die Entwicklung der Stadtteilausstattung mit öffentlichen und privaten Dienstleistungen besonders geeignet ist.

Die entsprechende Flächenentwicklung wurde in öffentlichen Veranstaltungen vor Ort vorgestellt und diskutiert.

Das ISEK wurde vom Rat am 14.05.2007 beschlossen.

Flächennutzungsplan Hildesheim

Vor dem Hintergrund der im ISEK enthaltenen Analysen und Zielaussagen zur Sportflächenentwicklung wurde im Flächennutzungsplan Hildesheim (FNP) die Entwicklung der Sportflächen weiter konkretisiert. Handlungsleitendes Motiv dabei war es, die Sportflächen mehrerer Vereine im Gelände des Wasserkamps mit mehreren Effekten zu konzentrieren:

-        Nutzung der bereits vor geraumer Zeit im Wasserkamp erworbenen Flächen der Stadt Hildesheim;

-        Konsolidierung der Vereins-Sportflächen hinsichtlich Nutzbarkeit, Größe, Vielfalt und zeitgemäßem Angebot;

-        Vermeidung von Investitionen in Anlagen ohne nachhaltige Perspektive einhergehend mit einer deutlichen Reduzierung von Unterhaltungsleistungen für Vereinsanlagen durch Mehrfachnutzung und weitere Synergien;

-        Finanzierung der Verlagerung durch Nachnutzung der aufgegebenen Standorte

Nach ausführlicher Diskussion der Einzelaspekte und umfassender Bürgerbeteiligung zum Entwurf des FNP wurde die Verlagerung der Sportstandorte die Vereine HTC-Rot-Weiß, PSV Grün-Weiß und MTV von 1848 in einen neuen Standort Wasserkamp durch entsprechende Flächendarstellung im FNP als Wohn- bzw. Mischbauflächen umgesetzt.

Der Rat hat den FNP am 30.09.2010 beschlossen.

Einzelhandelskonzeption Hildesheim

Parallel zum Flächennutzungsplan wurde das Einzelhandelskonzept Hildesheim als Fachgutachten erarbeitet (Ratsbeschluss 15.12.2008). Im Rahmen einer 2010/2011 durchgeführten konkretisierenden Untersuchung wurde die mögliche Tragfähigkeit des Standortes in Bezug auf Einzelhandelsnutzungen begutachtet. Dabei wurden sämtliche Versorgungsaspekte, wie z.B. die Nahversorgung, die Discounterquote, die Entwicklungsfähigkeit benachbarter Standorte und insbesondere die Auswirkungen auf andere städtische Versorgungsstandorte geprüft. Folgendes Ergebnis wurde festgestellt:

„.... würde die Entwicklung des Verbrauchermarktes eine quantitative und qualitative Verbesserung und Ergänzung der Versorgungssituation für die Wohnbereiche westlich der Straße Am Kreuzfeld nach sich ziehen. Trotz der Nähe zum Nahversorgungszentrum Ostbahnhof ist es dort bislang kaum möglich, sich wohnortnah und fußläufig zu versorgen, da die Bahnlinie Hildesheim-Goslar und die Straße „Am Kreuzfeld“ eine faktische städtebauliche Barriere in Ost-West-Richtung bilden. Der Verbrauchermarkt könnte zudem den von Discountern und kleineren Supermärkten geprägten Angebotsmix im südöstlichen Stadtgebiet verbessern und somit auch zur Verringerung des innerstädtischen Verkehrsaufkommens beitragen. Bislang muss die Bevölkerung des Hildesheimer Südostens ihren höherwertigen Bedarf im Bereich Lebensmittel in Ochtersum oder an den Fachmarktstandorten decken.

Da die Ansiedlung eines vollwertigen Verbrauchermarktes im Bereich des Versorgungszentrums Ostbahnhof mangels Flächenverfügbarkeit unrealistisch ist, wären bei Einhaltung der Aussagen zur Begrenzung der Verkaufsfläche eines Lebensmittelvollsortimenters,

...“in keiner der untersuchten Lagen im Stadtgebiet unverträgliche Umsatzumverteilungsquoten zu erwarten. Auch für die Zentralen Versorgungsbereiche Marienburger Platz und Marienburger Straße könnten durch die Ansiedlung des Verbrauchermarktes keine Umsatzumverteilungsquoten mit Abwägungsrelevanz dokumentiert werden. Negative städtebauliche oder strukturschädigende Auswirkungen sind aus Gutachtersicht nicht zu erwarten.“

Liegenschaftssituation

Die Eigentumsverhältnisse sind im anliegenden Lageplan dargestellt. Der Großteil der Flächen befindet sich im Eigentum der Stadt Hildesheim (Erbbaurecht 2.132 qm; Pachtflächen 10.875 qm). Weiterhin befindet sich eine Fläche in Privateigentum; diese ist ebenfalls mit Erbbaurecht belegt (939 qm).

Eigentümer der baulichen Anlagen ist der Verein HTC Rot-Weiß.

Der Erbbaurechtsvertrag HTC ./. Stadt Hildesheim läuft bis zum 03.08.2017.

Der Pachtvertrag Tennisplätze HTC ./. Stadt Hildesheim läuft ab dem 01.01.2009 auf unbestimmte Zeit.

Das Erbbaurecht HTC / Privatfläche läuft langfristig.

Aktueller Sachstand

Derzeit befindet sich die Verwaltung in intensiven Gesprächen mit dem Verein HTC Rot-Weiß um die Rahmenbedingungen einer Verlagerung zum neuen Standort im Wasserkamp abzustimmen. Gegenstand ist dabei die Teilrealisierung des Gesamtkonzeptes für eine Sportanlage, die zunächst die Anforderungen des HTC Rot-Weiß erfüllt, und diese zu einem späteren Zeitpunkt um die dann zu konkretisierenden Aspekte der übrigen Vereine zu erweitern.

Der Vorstand des Vereins HTC Rot-Weiß hat sich in mehreren Schreiben an die Stadt ablehnend zu den Verlagerungsplänen positioniert und favorisiert einen Verbleib am derzeitigen Standort. Die Verwaltung beabsichtigt aufgrund des vorliegenden Sachverhaltes sowie der öffentlich geführten politischen Diskussion, die Verlagerung des HTC Rot-Weiß auf eine alternative Fläche auf der Basis der bisher erfolgten Ratsbeschlüsse zum Flächennutzungsplan nicht weiter zu verfolgen.

Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt, den Flächennutzungsplan, mit dem Ziel den Standort HTC Rot-Weiß als Sportstandort zu sichern, erneut zu ändern.

Anlage/n:

Übersicht Tennissport

Präsentation Planungsrechtliche Rahmenbedingungen

Lageplan Liegenschaftsverhältnisse