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Vorlage - 12/085  

Betreff: Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Herrn Prof. Dr. Guy Stern
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Prof. Dr. Reyer, Herbert
Federführend:42 Fachbereich Archiv und Bibliotheken Bearbeiter/-in: Dorn, Dennis
Beratungsfolge:
Verwaltungsausschuss Vorberatung
Rat der Stadt Hildesheim Entscheidung
05.03.2012 
Sitzung des Rates der Stadt Hildesheim ungeändert beschlossen   

Sachverhalt:

 

Guy Stern wurde 1922 als Günther Stern in Hildesheim geboren, besuchte das Andreas-Realgymnasium (später: Scharnhorstschule) und emigrierte 1937 als 15-Jähriger in die USA. Seine in Hildesheim verbliebene Familie – Vater, Mutter und zwei Geschwister – , die er erfolglos nachzuholen versuchte, wurde im April 1942 nach Warschau deportiert. Die Familie (Julius und Hedwig Stern mit den Kindern Eleonore und Werner Stern) ist vermutlich im Warschauer Ghetto bzw. in Auschwitz umgekommen.

 

Guy Stern, wie er sich seither nannte, meldete sich in den USA freiwillig zum Kriegsdienst und landete dann 1944 kurz nach Invasionsbeginn mit den „Ritchie Boys“, einer überwiegend aus Emigranten bestehenden Spezialeinheit des Militärnachrichtendienstes, in der Normandie. Er verhörte bis Kriegsende deutsche Kriegsgefangene und Überläufer.

 

Er studierte nach dem Krieg an verschiedenen amerikanischen Universitäten und promovierte 1953 als Germanist. Nach Lehrtätigkeit an der Columbia University New York City wurde er 1963 zum Professor für deutsche Sprache und Literatur ernannt. 1978 wurde er an die Wayne-State-University in Detroit als Professor berufen. Er lehrte hier deutsche Literatur und Kulturgeschichte. Wiederholt führten ihn Gastprofessuren nach Deutschland, zuletzt nach Frankfurt und auch nach Leipzig. Guy Stern gilt als bedeutender und maßgeblicher Vertreter der deutschen Exilliteraturforschung in den USA.

 

Stern erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1987) und die Goethe-Medaille (1989). 1998 hielt er zum sechzigsten Jahrestag der Reichspogromnacht im Bonner Bundestag einen Vortrag. Als Autor und Herausgeber veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Sammelwerke zur deutschen Literaturgeschichte, insbesondere zur Emigranten- und Immigrantenliteratur.

 

In zahlreichen Beiträgen äußerte er sich interessiert und informierend über seine Kindheit und beginnende Jugend in Hildesheim. Kontakte zur Stadt bestehen spätes­tens seit seiner Rede bei der Einweihung des Synagogen-Denkmals am Lappenberg 1988. Stern gehört – wie auch der bedeutende Nobelpreisträger Hans Adolf Krebs – zu jenen Emigranten, die sich liebevoll ihrer Heimatstadt erinnerten, sie immer wieder gerne besuchten und als herausragende Persönlichkeiten für unsere Stadt auch eine besondere Art Aushängeschild sind. Guy Stern ist ein Mann von hoher internationaler Reputation, ein bedeutendes „Hildesheimer Kind“, das trotz des traumatischen Verlustes seiner Eltern und Geschwister die Verbindung zu seiner Heimatstadt gewahrt hat.

 

Guy Stern wurde im Januar 2012 neunzig Jahre alt. Er ist nach wie vor geistig äußerst beweglich und mobil, er reist viel, hält Gastvorträge und war in den letzten Jahren regelmäßig auch in Hildesheim zu Gast, u. a. als Vortragender vor dem Heimat- und Geschichtsverein und als Redner bei der 2003 vom Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Moses Mendelssohn Institut und den hiesigen Gymnasien veranstalteten „Tagen der Erinnerung“.

 

Besonders eindrücklich waren seine Gesprächsrunden mit Hildesheimer Schülerinnen und Schülern in der Stadtbibliothek und in den Gymnasien unserer Stadt.

 

Gem. § 29 NKomVG kann die Gemeinde Personen, die sich um sie besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen. Die Entscheidung obliegt gem. § 58 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 NKomVG dem Rat, der einen weiten Ermessens- und Beurteilungsspielraum hat, Verdienste im kulturellen, wissenschaftlichen, kommunalpolitischen oder auch wirtschaftlichen Bereich zu würdigen. Besondere Kriterien sind dabei das erfolgreiche Wirken der zu Ehrenden nach innen und außen für die Stadt, ihr starker persönlicher Einsatz und die andauernde Bedeutung ihrer Tätigkeit. Die Stadt Hildesheim hat die Ehrenbürgerwürde zuletzt im Jahre 2005 an Frau Dr. h. c. Auerbach und Bischof em. Dr. Homeyer verliehen.

 


Beschlussvorschlag:

 

Herrn Prof. Dr. Guy Stern wird das Ehrenbürgerrecht der Stadt Hildesheim verliehen.

 


 

Finanzielle Auswirkungen:

 

ja, in der Vorlage erläutert

x

nein

 

 

(dann Folgekostenabschätzung erstellen)

 

 

 

Personelle Auswirkungen:

 

ja, in der Vorlage erläutert

x

nein

 

 

(dann FB 11 beteiligen)

 

 

 


Anlage/n:

 

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